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Fluchtursachen
Das Recht, nicht gehen zu müssen, und die Politik Europas
Kritische Wissenschaft 4
Sonja Buckel / Judith Kopp
184 Seiten
Paperback, 14,8 x 21 cm
ISBN 978-3-86505-771-6
Erschienen im Juli 2022
€ 18,- [D]
Druckfähiges Cover (jpg)
Niemand flieht freiwillig. Und spätestens seit dem »langen Sommer der Migration« 2015 sind die Gründe, warum Menschen auf der Flucht sind, in den Blick von Politik und Öffentlichkeit gerückt. In der Folge wurde die »Bekämpfung von Fluchtursachen« auf die politische Agenda gesetzt. Die Fluchtgründe wurden hierbei einseitig in den Herkunftsländern der Geflüchteten verortet und auf (Bürger-)kriege, diktatorische Regime, Korruption und Armut zurückgeführt. Damit werden die strukturellen globalen Ungleichheitsverhältnisse ausgeblendet, stattdessen rückt die Verhinderung von Migration in den Vordergrund.
Das Buch streitet für einen Perspektivwechsel, denn die verengte, »internalistische« Betrachtung von Fluchtgründen ignoriert die »imperiale Lebensweise« in Europa, die auf der Externalisierung ihrer sozialen und ökologischen Kosten beruht. Die Autorinnen erörtern dagegen zwei wichtige Ursachenkomplexe: Zum einen die Klimakatastrophe, die zur zunehmenden Zerstörung von Lebensgrundlagen im globalen Süden führt und damit zu Klimaflucht. Zum anderen die europäischen Handelspolitiken, in denen sich das Fortwirken (post-)kolonialer Abhängigkeiten manifestiert und die Elend und Armut stetig verschärfen. Beide Beispiele belegen, wie notwendig eine sozial-ökologisch-ökonomische Transformation der kapitalistischen Gesellschaften des globalen Nordens ist, wenn »das Recht zu bleiben« für alle Menschen gelten soll.
Leseproben
- Inhaltsverzeichnis (PDF 767.4 kiB)
Autor*innen
Sonja Buckel, Politikwissenschaftlerin und Juristin, Professorin für Politische Theorie an der Universität Kassel. Sie promovierte über eine materialistische Rechtstheorie und habiltierte sich über Auseinandersetzungen im europäischen Migrationsrecht, beides an der Universität Frankfurt am Main. Als Mitglied der Forschungsgruppen »Staatsprojekt Europa« und »Beyond Summer 15« forscht sie seit 2009 zur Europäisierung der Migrationspolitik und gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen. [mehr]
Judith Kopp, Sozialwissenschaftlerin, promovierte 2022 an der Universität Kassel zum Diskurs um »Fluchtursachenbekämpfung« im Kontext des Sommers der Migration 2015. Sie studierte Kulturwissenschaften und Soziologie in Luzern, Genf und Frankfurt am Main und war von 2011 bis 2018 im Europareferat der Menschenrechtsorganisation Pro Asyl tätig. [mehr]