Startseite / Katalog / Film + Medien / Reihe Film und Geschichte / Audiovisual History

Das Spannungsfeld von Geschichte und Erinnerung ist eng verflochten mit Bewegtbildern und Tönen. Während einzelne Filme vergangene Ereignisse reproduzieren und neu kontextualisieren, fungiert die Gesamtheit aller Filme als ein fundamentaler und lebendiger kultureller Gedächtnisspeicher.

In Anknüpfung an die von Gerhard Paul skizzierte Visual History, die noch keinen überzeugenden analytischen Ansatz für bewegte Bilder bereithält, bezeichnen die Herausgeber dieses Forschungsfeld als Audiovisual History. Zwei Ansatzpunkte heben sie hervor: zum einen die fotografische Qualität von Filmen, die diese als potenzielle historische Quellen markiert; zum anderen ihre erzählerische Qualität, die sie zu Akteuren der Geschichtsschreibung werden lässt. Hier folgen sie Hayden White, der mit seinem Begriff der historiophoty darauf hingewiesen hat, dass die filmische Historiografie eine eigene Kategorie bildet.

Die Beiträge dieses Bandes zielen darauf ab, diesen vielversprechenden Ansatz weiterzuentwickeln und die Diskussion um sowohl filmische Quellenkritik als auch Historiofotie im deutschen Sprachraum neu z u befeuern. Im Rahmen von Fallstudien wird das Verständnis für die Funktion des Mediums in der audiovisuellen Erinnerungskultur geschärft. Der Fokus des Sammelbandes liegt dabei auf der deutschen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Neben Spielfilmen stehen auch dokumentarische und essayistische Formate im Zentrum der Untersuchungen, um das breite Spektrum der Audiovisual History beispielhaft abzubilden.

Mit Beiträgen von Andre Bartoniczek, Rasmus Greiner, Daniel Körling, Melanie Konrad, Sabine Lenk, Chris Wahl, Julian Weinert und Lea Wohl.

Leseproben

Herausgeber*innen

Rasmus Greiner, geboren 1983 in Bonn, ist Researcher für Filmwissenschaft an der Universität Bremen. Nach der Promotion an der Philipps-Universität Marburg zum Thema »Die neuen Kriege im Film« habilitierte er in Bremen mit der Schrift »Histospheres. Zur Theorie und Praxis des Geschichtsfilms«. Aktuell leitet er das DFG-Projekt »Filmkomödie nach den Dritten Reich – Zur politischen Ästhetik der Unterhaltung in Überläuferfilmen«. Er ist zudem General Editor der Zeitschrift »Research in Film and History« (www.film-history.org) sowie Sprecher der AG Filmwissenschaft in der Gesellschaft... [mehr]

Chris Wahl, geboren 1974 in Stuttgart, ist Professor für das Audiovisuelle Kulturerbe an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und leitet dort sowohl den MA-Studiengang »Filmkulturerbe« als auch das DFG-Langfristprojekt »Bilder, die Folgen haben – Eine Archäologie ikonischen Filmmaterials aus der NS-Zeit«. Seit 2015 gibt er die Schriftenreihe »Film-Erbe« bei der edition text + kritik (München) heraus. Er ist zudem stellvertretender geschäftsführender Direktor des Brandenburgischen Zentrums für Medienwissenschaften (ZeM) und Mitglied des Boards der UNESCO City-of-Film Potsdam. [mehr]

Pressestimmen

»Am Anfang versprechen die Herausgeber ein ›multiperspektivisches Spektrum‹ (S. 11) an Beiträgen. Das macht dann auch den Gewinn des Buches aus. Die Bemühungen um eine neue Terminologie überzeugen dabei weniger als die profunden Beiträge über einzelne Filme, Sujets und Phasen der Vergangenheit, mit denen sich die Verfasser beschäftigen und dabei Konstruktionen von Erinnerungen und Erinnerungsarbeit herausarbeiten.« (Knut Hickethier, H/Soz/Kult)