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Das 11. Plenum des ZK der SED im Dezember 1965 zählt zu den einschneidenden kulturpolitischen Zäsuren der DDR-Geschichte. Im Zuge der Tagung wurden zahlreiche Bücher, Theater- und Musikstücke verboten, die sich kritisch mit der Entwicklung der DDR-Gesellschaft auseinandersetzten. Auch die DEFA war massiv betroffen: Zwölf Spielfilme – unter anderem DAS KANINCHEN BIN ICH, SPUR DER STEINE und DENK BLOSS NICHT, ICH HEULE – wurden verboten oder in der Produktion gestoppt und in den »Giftschrank« verbannt. Das Plenum hinterließ tiefe Spuren: Einige Regisseure durften keine Spielfilme mehr drehen, gesellschaftskritische Themen wurden in den folgenden Jahren kaum noch bearbeitet. Viele dieser Filme konnten erst 1989/90 aufgeführt werden.

Die Autoren des Bandes schildern anhand der einzelnen Verbotsfilme den künstlerischen Aufbruch der DEFA und analysieren zugleich dessen Scheitern. Was verband die Filme des »Jahrgangs 65« miteinander? Warum stießen sie auf den Widerstand eines mächtigen Flügels innerhalb der SED-Kulturpolitik? Welche ästhetischen und politischen Impulse strahlen die Filme heute noch aus?
Ein ausführlicher Beitrag schildert den kulturpolitischen Kontext des 11. Plenums und ordnet die Ereignisse in größere gesellschaftliche Zusammenhänge ein. Das Buch enthält zudem eine Auswahl bislang unveröffentlichter Dokumente sowie eine CD mit Originaltönen vom 11. Plenum. Die Redebeiträge vermitteln einen ungeschönten Eindruck von der Vehemenz des kulturpolitischen »Kahlschlags« in der DDR.

Mit Beiträgen von: Günter Agde, Matthias Dell, Tobias Ebbrecht-Hartmann, Ralph Eue, Barbara Felsmann, Lukas Foerster, Detlef Kannapin, Ursula von Keitz, Ekkehard Knörer, Andreas Kötzing, Claus Löser, Volker Petzold, Rainer Rother, Ralf Schenk, Regine Sylvester, Chris Wahl und Michael Wedel.

Leseproben

Herausgeber*innen

Ralf Schenk schrieb seine erste Filmkritik mit siebzehn, studierte Journalistik und arbeitete bei den Zeitschriften »Film und Fernsehen« und »Die Weltbühne« sowie beim Filmmuseum Potsdam. Die Geschichte der DEFA wurde zu seinem Spezialgebiet. An der Filmkunst der DDR interessieren ihn die Reibungen von Politik und Kunst, Thema und Form, Welthaltigkeit und Provinz. Als Autor und Herausgeber verantwortete er rund zwanzig Bücher, so über den DEFA-Spielfilm (1994), den DEFA-Dokumentarfilm (1996), den DEFA-Trickfilm (2002), über Schauspieler, Regisseure und Kritiker, zuletzt... [mehr]

Dr. Andreas Kötzing, geb. 1978. Er studierte Neuere und Neueste Geschichte sowie Kulturwissenschaften an der Universität in Leipzig. Anschließend war er als Volontär bei der Bundeszentrale für politische Bildung (Bonn) tätig. Er promovierte über die Geschichte der Filmfestivals von Leipzig und Oberhausen im Kalten Krieg. Seit 2013 ist er Lehrbeauftragter an der Universität Leipzig und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hannah-Arendt-Institut der TU Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Deutsch-Deutschen Nachkriegsgeschichte sowie film- und medienhistorische Themen... [mehr]

Pressestimmen

  • »Das Buch ist ein großer Gewinn sowohl für den interessierten Leser, der sich diesem Thema zum ersten Mal annähern will, als auch für den Experten, der neue Perspektiven, Interpretationen oder Quellen sucht.« (Fernando Ramos Arenas, Rundfunk und Geschichte 1-2/2016)
  • Interview: Andreas Kötzing im Gespräch auf Deutschlandradio Kultur.